Trump und Putin: Ein „Fail“ mit weitreichenden Fragen?

by 20. Mai 2025

Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, insbesondere unter der Präsidentschaft Donald Trumps, waren stets von einer Mischung aus erwarteter Annäherung und anhaltender Kontroverse geprägt. Der Wunsch Trumps nach einer Verbesserung der Beziehungen zu Moskau, oft als pragmatischer Ansatz dargestellt, stieß nicht selten auf Skepsis und harsche Kritik, insbesondere im Kontext des Ukraine-Krieges. Die Frage, ob Trumps Interaktionen mit Wladimir Putin tatsächlich einen „Fail“ darstellten und welche konkreten Ergebnisse sie hervorbrachten, ist komplex und vielschichtig. Eine detaillierte Betrachtung der jüngsten und früheren Gespräche sowie der damit verbundenen Reaktionen offenbart ein Bild, das von Hoffnungen auf Frieden, wirtschaftlichen Interessen und dem Vorwurf der Naivität oder gar der Manipulation durch den Kreml gezeichnet ist.

Die jüngsten Gespräche: Große Ankündigungen, magere Ergebnisse

Aktuelle Telefonate zwischen Donald Trump und Wladimir Putin, wie das im Mai 2025 geführte Gespräch, verdeutlichen ein wiederkehrendes Muster: Die Erwartungen sind hoch, die konkreten Resultate jedoch oft gering. Nach dem jüngsten Telefonat sprach Trump von einem „sehr guten“ Gespräch und einer „enormen Chance“ für Russland, Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen, sobald der Krieg in der Ukraine ende. Er schlug sogar den Vatikan als Ort für sofortige Verhandlungen über einen Waffenstillstand vor. Putin nannte das Gespräch ebenfalls „nützlich“ und „gehaltvoll“, sprach aber lediglich von der Bereitschaft, an einem „Memorandum“ für ein mögliches künftiges Friedensabkommen zu arbeiten.

Die Realität zeigte sich jedoch ernüchternd. Experten wie Jeff Rathke, Präsident des deutsch-amerikanischen Instituts an der Johns-Hopkins-Universität, bewerteten das Gespräch als eine Vorführung Trumps durch Putin. Rathke konstatierte, dass Putin einen Waffenstillstand ablehne und Trump den Druck nicht erhöhe. Stattdessen scheine Trump Putins Linie zu übernehmen: Verhandlungen zuerst, ein Waffenstillstand – wenn überhaupt – später. Der Eindruck von Einigkeit mit den westlichen Partnern, der vor dem Telefonat vermittelt wurde, sei lediglich eine Ausnahme gewesen. Kritik wurde laut, dass Trump entweder ungeschickt verhandele oder wirtschaftliche Interessen eine zu große Rolle spielten.

Auch europäische Staatschefs, die zuvor die enge Abstimmung mit den USA betonten, reagierten mit Vorsicht. Während man Trump offiziell dankte und lobte, kündigten mehrere europäische Alliierte gleichzeitig an, den Druck auf Russland durch neue Sanktionen zu erhöhen. Dies deutet darauf hin, dass die europäischen Partner wenig Vertrauen in die Effektivität von Trumps direktem Ansatz gegenüber Putin hatten und weiterhin auf eigene Maßnahmen setzten. Das 17. Sanktionspaket der EU gegen Russland ist ein klares Zeichen dafür.

Die Aussagen Putins, dass die Ukraine Kompromisse eingehen müsse, „die allen Seiten passen“, ohne konkrete Inhalte zu nennen, verstärken den Eindruck, dass Moskau weiterhin auf Zeit spielt und die eigenen Bedingungen diktieren will. Konfliktforscherin Prof. Ursula Schröder bestätigte, dass Putins Gerede von einem „Memorandum“ nicht nach echtem Interesse an Verhandlungen klinge.

Kontroversen und Kritik: Eine Geschichte der Annäherung und Irritation

Die „Fails“ in Trumps Russland-Politik sind nicht auf die jüngsten Telefonate beschränkt, sondern ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Amtszeit und darüber hinaus. Von Beginn seiner politischen Karriere an zeigte Trump eine auffällige Nähe zu Putin und Russland, die immer wieder Fragen und Verdachtsmomente aufwarf.

Die „Russland-Connection“ und Wahleinmischung

Bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2016 geriet Trump unter Beschuss wegen seiner mutmaßlichen „Russland-Connection“. Enthüllungen über die geheime Russland-Verbindung seines Wahlkampfchefs Paul Manafort, der Millionen Dollar von Kreml-freundlichen Kräften erhalten haben soll, nährten den Verdacht einer Beeinflussung der Wahl durch Moskau. Das US-Justizministerium bestätigte später, dass Russland Trump durch massive inhaltliche Beeinflussung von Social Networks im Wahlkampf gegen Hillary Clinton geholfen hatte. Trump selbst verstrickte sich immer wieder in Widersprüche, wenn es um seine Beziehung zu Putin ging, und behauptete teils, direkt mit Putin gesprochen zu haben, teils, ihn gar nicht zu kennen.

Die „Schmeichelkampagne“ und die Demütigung Selenskyjs

Ein wiederkehrender Kritikpunkt ist die psychotaktische Überlegenheit Putins gegenüber Trump. Der ehemalige KGB-Offizier Putin, so die Analyse vieler Experten, nutzte Trumps Narzissmus und schmeichelte ihm, um ihn zu manipulieren. John Bolton, Trumps ehemaliger Sicherheitsberater, sagte, Putin habe Trump in der Debatte um die Ukraine durch eine „Schmeichelkampagne“ regelrecht eingewickelt.

Die Art und Weise, wie Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj umging, sorgte ebenfalls für Fassungslosigkeit. Dass Trump Selenskyj im Weißen Haus erst demütigte und dann sogar hinauswarf, interpretierte der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel als Zeichen dafür, dass „Frieden für den US-Präsidenten zu bedeuten scheint, Wladimir Putin die Ukraine zu überlassen.“

Trump wurde auch vorgeworfen, Putins Propaganda fast wortgleich zu übernehmen. Er beschuldigte Selenskyj, den Krieg begonnen zu haben, und bezeichnete ihn als „Diktator“ und „mittelmäßigen Komiker“, der keine Legitimation mehr besitze. Diese Aussagen deckten sich auffällig mit der russischen Propaganda und den Zielen Putins.

Mangel an konkreten Erfolgen und wirtschaftliche Interessen

Trotz Trumps wiederholter Beteuerungen, den Krieg in der Ukraine schnell beenden zu können, und seiner Ankündigungen, Deals zu machen, blieben konkrete Erfolge aus. Seine Aussage, er brauche nur 24 Stunden für ein Friedensabkommen, stand im krassen Gegensatz zur Realität. Die Tatsache, dass Putin weiterhin eine bedingungslose Waffenruhe ablehnt und stattdessen an seinen Forderungen festhält, zeigt die Begrenztheit von Trumps Einfluss oder seine mangelnde Bereitschaft, echten Druck auszuüben.

Ein weiterer Kritikpunkt ist Trumps Fokus auf wirtschaftliche Vorteile. Die Hoffnung auf „Arbeitsplätze und Wohlstand in großem Umfang“ für Russland durch umfassenden Handel mit den USA nach einem Kriegsende, wie Trump es formulierte, deutet darauf hin, dass wirtschaftliche Interessen seine Herangehensweise an den Konflikt maßgeblich beeinflussen könnten. Kritiker vermuten, dass Putin Trumps wirtschaftliches Interesse durchschaut und für seine eigenen Zwecke nutzt. Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau, betonte, dass Putin keine Veranlassung sehe, sich zu bewegen, solange die Sanktionen nicht ausreichten, um Russland an seine finanziellen und wirtschaftlichen Grenzen zu bringen.

Die Rolle der Sanktionen und die europäische Perspektive

Die europäischen Verbündeten der USA haben wiederholt auf die Notwendigkeit von Sanktionen gegen Russland hingewiesen, um Putins Aggression Einhalt zu gebieten. Während Trump zeitweise mit eigenen Zöllen und Sanktionen drohte, falls Russland keinen Waffenstillstand verweigert, betonte er gleichzeitig sein „sehr gutes Verhältnis“ zu Putin und seine Zurückhaltung bei „zusätzlichen“ Zöllen, solange er das Gefühl habe, dass Putin „das Richtige tut“. Diese Ambivalenz Trumps wird in Europa mit Sorge betrachtet, da sie die Geschlossenheit des Westens untergraben könnte.

Die EU hingegen setzt weiterhin auf einen harten Sanktionskurs, auch wenn dies bedeutet, dass die USA nicht immer direkt mitziehen. Das Ziel ist es, Putin stärker unter Druck zu setzen und Russlands wirtschaftliche Möglichkeiten einzuschränken. Die Tatsache, dass das 17. Sanktionspaket gegen Russland in Brüssel auf den Weg gebracht wurde, kurz nachdem Trumps Telefonat keine konkreten Ergebnisse zeigte, unterstreicht die Entschlossenheit der Europäer, einen eigenen Kurs zu verfolgen.

Fazit: Ein „Fail“ der Erwartungen und der Strategie?

Die Frage, ob Trumps Gespräche mit Putin einen „Fail“ darstellten, lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Es ist ein „Fail“ der Erwartungen, dass die direkten Gespräche unter Trump zu schnellen, konkreten Friedenslösungen im Ukraine-Krieg geführt hätten. Die Ergebnisse waren oft vage, die Ankündigungen groß, die Realität jedoch von anhaltender Eskalation und der Fortsetzung von Putins Kurs geprägt.

Es ist auch ein „Fail“ in der strategischen Herangehensweise, wenn man die Kritik von Experten und Verbündeten ernst nimmt, die Trump vorwerfen, sich von Putin vorführen zu lassen oder dessen Propaganda zu übernehmen. Trumps Fokus auf persönliche Deals und wirtschaftliche Vorteile, kombiniert mit seiner nachgiebigen Rhetorik gegenüber Putin, hat das Vertrauen vieler westlicher Partner erschüttert und die Geschlossenheit der transatlantischen Allianz auf die Probe gestellt.

Die Hoffnung auf einen schnellen Frieden, den Trump immer wieder in Aussicht stellte, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen bleibt der Konflikt in der Ukraine bestehen, und die internationale Gemeinschaft ist weiterhin gefordert, einen Weg zur Beendigung des „Blutbades“ zu finden, wie Trump es selbst nannte. Die Gespräche zwischen Trump und Putin mögen einen „guten Ton und Geist“ gehabt haben, wie Trump betonte, aber im Hinblick auf konkrete Fortschritte für den Frieden und eine klare Linie gegenüber Russlands Aggression erscheinen die Ergebnisse als unzureichend und lassen viele Fragen offen. Die „Fail“-Analyse liegt somit weniger in der Tatsache, dass Gespräche stattfanden, sondern vielmehr in ihrem mangelnden Erfolg und den Kontroversen, die sie begleiteten.

Quellen:

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