Kopf hoch nach dem unerwarteten Aus: Viel Pech und verpasste Chancen für die DFB-Frauen bei der WM 2023
Mit großen Hoffnungen und als einer der Titelfavoriten reiste die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 2023 nach Australien und Neuseeland. Nach der begeisternden Vize-Europameisterschaft im Vorjahr schien das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg bereit zu sein, auch auf globaler Bühne um den Titel mitzuspielen. Doch das Turnier nahm für das DFB-Team eine dramatische und enttäuschende Wendung. Das überraschende Vorrunden-Aus nach der Gruppenphase war ein historisch schlechtes Ergebnis und löste in Deutschland Bestürzung aus. Während die sportlichen Leistungen auf dem Prüfstand stehen, wurde auch über „Pech“ und unglückliche Umstände diskutiert, die zum frühen Ausscheiden beitrugen.
Der Turnierverlauf: Höhen, Tiefen und der unerwartete Stolperstein
Die deutsche Mannschaft startete vielversprechend in das Turnier. Im ersten Gruppenspiel gegen Marokko gelang ein überzeugender 6:0-Sieg. Das Ergebnis spiegelte die Dominanz des deutschen Teams wider, auch wenn einige Tore durch Mithilfe der Gegnerinnen zustande kamen, was später in Analysen kritisch angemerkt wurde. Die Stürmerin Alexandra Popp präsentierte sich bereits in Topform und erzielte wichtige Tore. Dieser Auftaktsieg nährte die Hoffnungen auf ein erfolgreiches Turnier und einen souveränen Durchmarsch durch die Gruppe.
Das zweite Gruppenspiel gegen Kolumbien erwies sich jedoch als weit anspruchsvoller und markierte eine erste Delle im Turnierverlauf. In einem umkämpften Spiel unterlag Deutschland mit 1:2. Besonders bitter war dabei der späte Siegtreffer für Kolumbien in der Nachspielzeit. Analysten sprachen von unnötigem Leichtsinn in der Defensive, der diesen späten Gegentreffer ermöglichte und das deutsche Team unter Druck setzte. Die Niederlage zeigte Schwächen im Spiel des DFB-Teams auf, insbesondere die Schwierigkeit, Spiele zu drehen, wenn der Start nicht perfekt gelingt, und eine gewisse Abhängigkeit von Popps Kopfballstärke bei Standardsituationen.
Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea war die Ausgangslage für Deutschland klar: Ein Sieg musste her, um sicher ins Achtelfinale einzuziehen. Gleichzeitig hing das Weiterkommen auch vom Ergebnis des Parallelspiels zwischen Marokko und Kolumbien ab. Das Spiel gegen Südkorea begann denkbar schlecht für Deutschland. Bereits in der sechsten Minute geriet das Team in Rückstand. Zwar gelang Alexandra Popp noch vor der Halbzeit der Ausgleich per Kopfball, doch zu mehr reichte es trotz Bemühungen nicht. Die deutsche Mannschaft kam nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus.
Das Ergebnis allein wäre bei einer Niederlage Marokkos gegen Kolumbien für das Weiterkommen ausreichend gewesen. Doch im Parallelspiel gelang Marokko die Überraschung und sie besiegten Kolumbien mit 1:0. Dieses Ergebnis bedeutete, dass Deutschland in der Gruppe H mit vier Punkten hinter Kolumbien und Marokko (jeweils sechs Punkte) auf dem dritten Platz landete. Das Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft war besiegelt – ein historisch schlechtes Abschneiden, das in dieser Form kaum jemand erwartet hatte.
Pech, unglückliche Umstände und interne Faktoren
Nach dem Schock des Ausscheidens begann die Analyse. Neben offensichtlichen sportlichen Schwächen, wie der mangelnden Effektivität im Spiel nach vorne abseits von Popp und Problemen in der Abstimmung der Defensive, wurden auch Faktoren diskutiert, die unter die Kategorie „Pech“ oder unglückliche Umstände fielen:
- Verletzungspech: Die schwere Verletzung von Abwehrspielerin Giulia Gwinn vor dem Turnier wurde als ein wichtiger Faktor genannt. Gwinn, eine gesetzte Spielerin auf der rechten Abwehrseite, deren defensive Stabilität und Offensivdrang dem Team gefehlt haben könnten, konnte nicht am Turnier teilnehmen. Das Fehlen wichtiger Spielerinnen aufgrund von Verletzungen kann den Verlauf eines Turniers maßgeblich beeinflussen und wurde als ein Stück weit Pech für das DFB-Team gewertet.
- Unglückliche Spielverläufe: Der späte Gegentreffer gegen Kolumbien, der die Niederlage besiegelte, und die verpassten Chancen im Spiel gegen Südkorea, die zu einem knappen Unentschieden führten, wurden als unglückliche Spielverläufe betrachtet. Manchmal entscheiden im Fußball Kleinigkeiten, und in diesen entscheidenden Momenten war das Glück nicht aufseiten der deutschen Mannschaft. Auch ein nicht gegebenes Abseitstor von Popp gegen Südkorea, das die Führung hätte bedeuten können, trug zur Frustration bei.
- Ergebnis im Parallelspiel: Das Weiterkommen hing auch vom Ergebnis des Parallelspiels ab. Dass Marokko gegen Kolumbien gewann, war für viele Beobachter eine Überraschung und ein unglücklicher Umstand für Deutschland, da ein Unentschieden oder Sieg Kolumbiens das deutsche Team trotz des eigenen Unentschiedens ins Achtelfinale gebracht hätte.
- Interne Probleme und Vorbereitung: Abseits von Pech und unglücklichen Momenten wurden in einer späteren ZDF-Dokumentation mit Spielerinnen auch interne Probleme und Mängel in der Turniervorbereitung thematisiert. Dazu gehörten eine zu späte Nominierung des endgültigen Kaders, die für Unruhe und Druck sorgte, sowie eine mentale und physische Überlastung einiger Spielerinnen aufgrund des engen Terminplans. Auch die Unterbringung im Basecamp wurde von Spielerinnen als suboptimal und „im Nirgendwo“ gelegen kritisiert. Merkwürdiges Mikromanagement durch rote Hinweisschilder mit Verhaltensanweisungen in den Zimmern sorgte zudem für Irritation bei den Spielerinnen. Diese Faktoren, obwohl nicht direkt „Pech“, trugen möglicherweise zur mangelnden Form und Geschlossenheit des Teams bei.
Reaktionen und Aufarbeitung
Das Vorrunden-Aus löste große Enttäuschung und Bestürzung bei den Spielerinnen, im Trainerteam, beim DFB und bei den deutschen Fußballfans aus. Spielerinnen wie Kapitänin Alexandra Popp zeigten sich tief getroffen und ratlos. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sprach kurz nach dem Spiel von der Notwendigkeit einer „akribischen Aufarbeitung“, zeigte sich aber zunächst zurückhaltend, über die tieferen Gründe zu „philosophieren“. Sie übernahm die Verantwortung für das Abschneiden.
In den Medien wurde das frühe Ausscheiden als „blamabel“ und „historisch“ bezeichnet. Es wurden kritische Analysen veröffentlicht, die die sportlichen Schwächen des Teams offenlegten und die Frage nach dem Zustand des deutschen Frauenfußballs im internationalen Vergleich aufwarfen. Die Diskussion über die internen Probleme in der Vorbereitung kam erst später durch die Dokumentation ans Licht und ergänzte das Bild der Gründe für das Scheitern.
Trotz der Enttäuschung gab es auch aufmunternde Worte, unter anderem von Bundesministerinnen, die dem Team per Twitter Mut zusprachen und sinngemäß schrieben: „Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Kopf hoch.“ Dieses „Kopf hoch!“ aus dem Titel des ursprünglichen Artikels spiegelt die Hoffnung wider, dass das Team aus der Erfahrung lernen und gestärkt in die Zukunft blicken kann.
Blick nach vorn: Lehren aus dem Scheitern ziehen
Das frühe Ausscheiden bei der WM 2023 war zweifellos ein herber Rückschlag für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft und den Frauenfußball in Deutschland insgesamt. Es hat Schwachstellen offengelegt und gezeigt, dass auch ein Top-Team verwundbar ist, insbesondere in einem globalen Wettbewerb, in dem das Niveau stetig steigt.
Die Mischung aus sportlichen Defiziten, unglücklichen Spielverläufen, Verletzungspech und möglicherweise auch internen Problemen in der Vorbereitung führte letztlich zum unerwarteten Aus. Die Aufarbeitung dieses Ergebnisses ist entscheidend, um Lehren für zukünftige Turniere zu ziehen. Dies betrifft sowohl die sportliche Entwicklung des Teams als auch die Rahmenbedingungen der Vorbereitung und des Managements.
Trotz der Enttäuschung bleibt die Hoffnung, dass die DFB-Frauen die Erfahrungen aus Australien und Neuseeland nutzen können, um sich weiterzuentwickeln. Das „Kopf hoch“ ist ein Ausdruck der Zuversicht, dass das Team die Rückschläge verarbeiten, aus den Fehlern lernen und bei zukünftigen Herausforderungen, wie der nächsten Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft, wieder an frühere Erfolge anknüpfen kann. Die Unterstützung der Fans, die nach der EM 2022 so stark angewachsen war, wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Es liegt nun am Team und am Verband, das Vertrauen zurückzugewinnen und zu zeigen, dass das frühe WM-Aus ein Ausrutscher war und die DFB-Frauen weiterhin zur Weltspitze gehören können, auch wenn manchmal das nötige Quäntchen Glück fehlt.